Am 12. und 13. Januar 2019 fand der erste Winter Hurricane Heat in Österreich Kaprun statt. Eine Woche vor dem Start, wurde den Teilnehmern mitgeteilt welche „Spielsachen“ mitzubringen sind. Darunter befand sich unter Anderem eine Kinderschaufel, ein –rechen, ein Tennisball, ein T25 Schraubendreher und ein 5-Liter-Eimer. Das genügte bereits um über die bevorstehenden Aufgaben zu rätseln.
Um 9:30 Uhr begaben wir uns (36 Personen) bei 0°-2° C gemeinsam zum Treffpunkt. Alle waren pünktlich, was uns Burpees ersparte. Nach der Erklärung über die Teilnahmeregeln und die Überprüfung des erforderlichen Equipments ging es um 10:00 Uhr endlich los. Glücklicherweise waren alle Teilnehmer bestens vorbereitet, so dass niemand disqualifiziert wurde und keine Straf-Burpees anfielen. Als Dauergefahren gab es die tieffliegenden Enten und heißes Lava. Nach Ausruf der Gefahr mussten sich alle unverzüglich auf den Boden legen oder den Bodenkontakt für ca. 10 Sekunden meiden (Aufgabenequipment durfte nicht verwendet werden).
Den ersten Auftakt starteten wir mit der Erhöhung eines aus Schnee geformten „H“. Hier kamen die 5-Liter-Eimer und die Kinderspielzeige zum Einsatz. Natürlich musste der zu verwendende Schnee von einem ca. 200 Meter entfernten Berg geholt werden und selbstverständlich durfte der Schnee nicht mit den Händen berührt werden, sondern nur mit der Kinderschaufel oder dem –rechen. Die hierfür angesetzten 30 Minuten waren schneller rum als gedacht und wir konnten uns nach der Einführung aufwärmen. Das von uns erhöhte „H“ konnte sich sehen lassen! Einige der 5-Liter-Eimer haben bereits zu diesem Zeitpunkt einen Schaden erlitten und waren nicht mehr ganz so brauchbar wie am Anfang.
Als nächstes folgte ein Teamspiel. 4 Mannschaften mit 4 aus 5-Liter-Eimern gebauten Burgen. Ziel: mit dem Tennisball die Burgen der anderen Teams zerstören. Hört sich simpel an, oder? Damit es nicht simpel wird, musst jeder Teilnehmer mit zwischen den Knien eingeklemmten Tennisball in Spinnenhaltung erst zur Mitte der Spielfläche und dann zu einer der drei Burgen, einmal werfen und wieder zurück zur Mitte. Nach ein paar Runden wurde die Fortbewegungsart geändert: Bärengang mit unter dem Kinn eingeklemmten Tennisball. Aufgrund der Kopfhaltung war nun ein Blick nach vorne nicht möglich, was zu gewünschten Körperkontakt mit den anderen Teilnehmern führte. Die standhafteste Burg kürte das Siegerteam. Für die weniger standhaften Burgen gab es für jeden Erbauer 20 Burpees. Da es ein Team-Event war, durfte das Siegerteam die Burpees vormachen. Nach den ersten 10 Burpees gab es die Anweisung, die Handschuhe auszuziehen um in den vollen Genuss der Temperaturen zu kommen.
Ab jetzt ging es auf die Reise. Als Team haben wir insgesamt 16 2,5-Meter-Holzbretter und einen Autoreifen pro Person bekommen. Wie wir diese überlebenswichtigen Materialien transportieren sollten, war uns überlassen. Nach ca. 600 Metern ging es bergauf. Einfach hoch laufen war natürlich nicht drin! Aufgabe: Die Bretter mit mehreren Personen drauf als „Ski“ benutzen. Mit den unterschiedlichsten Techniken wurden die Bretter an die Füße befestigt und unsere gemeinsamen Rhythmusfähigkeiten waren gefordert. Nicht zu vergessen: jeder musste noch (s)einen Reifen mit unterbringen. Die ersten Bergsteiger eilten umgehend nach unten um den anderen zu helfen. So wie es sich bei einem Team-Event gehört!
Nach einem weiteren Stück kamen wir zu drei massiven Baumstämmen mit ca. 3,5 Metern Länge und einem doch ordentlichen Gewicht. Bei der nächsten Aufgabe mussten die 3 Teams ihren Baumstamm mit ihren Brettern und Autoreifen verbinden und zwar so, dass dieses Gewerk nur durch ziehen fortbewegt werden konnte. Das wurde erfolgreich umgesetzt, so dass die Baumstämme ein paar Kilometer bergauf und wieder -ab gezogen werden konnten. Kalt wurde uns nicht!
An einer Hütte am Fluss bauten wir das Gerüst wieder auseinander und begaben uns zu einer vergleichsweise sehr anstrengenden Aufgabe. Bevor es losging, bereiteten wir unsere Hände vor, indem wir in der Liegestützposition die Hände in den Schnee bohrten. Anschließend bekamen alle eine lange Schraube. Es wurde noch ein vierter Baumstamm hinzugezogen und 4 Teams gebildet. Während 6 Personen den Baumstamm wie eine Braut auf den Armen hielten, mussten die zwei übrigen Personen lange Schrauben in die Enden der Baumstämme eindrehen. Nach dem Eindrehen der Schraube, begab sich die Person an die Mitte des Baumstamms und die nächste Person war am Schrauben. Das Holz war sehr dicht, so dass es doch lange dauerte bis die Schraube im Holz versank. Damit das halten nicht zu langweilig wird, durften zwischendurch nach Ansage Kniebeuge gemacht, der Stamm von einer Schulter auf die andere verlagert oder oben gehalten werden. Zitternd erfüllten wir die Aufgabe bis zum Schluss! Als Belohnung duften wir unsere Schrauben wieder rausdrehen und zwar innerhalb von 5 Minuten. Während dessen waren immer wieder die aggressiven tieffliegenden Enten unterwegs und der Boden wurde zu Lava. Auf dem Baumstamm durften wir uns selbstverständlich nicht stellen.
Für vier unserer Mitstreiter wurde es anschließend sehr anstrengend, denn sie durften sich, eingepackt in Rettungsdecken, als Bewusstlose transportieren lassen. Bei der Kälte war ich dankbar diese Rolle nicht übernehmen zu müssen. Die erste Hürde des Transportes stellte die Überquerung des Knöcheltiefen Flusses dar. In der Mitte des Flusses befand sich eine kleine Insel. Nasse Füße sollte sich keiner dabei holen. So ein Glück, dass wir Autoreifen und Bretter dabei hatten! Ruck-Zuck wurde eine Brücke errichtet. Etwas wackelig, aber völlig ausreichend um unsere Bewusstlosen Mitstreiterinnen und –streiter rüber zu bringen. Einen der Verletzten nahm ich auf die Schultern und konnte ihn ohne Wasserkontakt auf die andere Flussseite bringen, wobei Wasserkontakt sicherlich ultra witzig wäre und jedem an die 50 Straf-Burpees eingebracht hätte. Auf der anderen Flussseite waren unserer Verletzten immer noch nicht bei Bewusstsein. Daher wurden die Bretter und Reifen kurzer Hand zu 4 Tragen umgebaut um die Verletzten zu transportieren. Mittlerweile waren wir ein gut eingespieltes Team, so dass der Bau der Brücke als auch der Tragen sehr schnell umgesetzt wurde.
Nun fing es bei ca. 2° C an zu regnen. Die Verletzten waren wieder erholt und die Tragen konnten wieder umgebaut werden. Im Laufschritt ging es dann einen schmalen bergigen Pfad entlang, wobei die Glätte, die Unebenheiten und natürlich die 16 Bretter und die Autoreifen für einige leichte Stürze sorgten. Mein Eimer war nun endgültig zerstört und konnte nicht mehr an den Rucksack befestigt werden. Daher wurde der Eimer in einen Helm umfunktioniert. Es sah nicht nur blöd aus, sondern brachte auch nichts. Dafür stieg die Stimmung und das Tempo wurde noch mal erhöht.
Am Startpunkt angekommen, bauten wir noch einen Schneemann, wobei auch hier der Schnee mehrere hundert Meter transportiert werden musste. Auch hier waren wieder die gemeinen tieffliegenden Enten unterwegs, der Boden wurde zu Lava und diejenigen, die den Schneemann nicht formten, wurden mit Liegestützen und Kniebeugen beschäftigt.
Nach insgesamt 5 Stunden, unbekannter Anzahl an Kilometern und den anstrengenden Aufgaben, wurden uns die Medaillen überreicht.
Mein Fazit: Als Team-Event genial! Hier bin ich zwar nicht an meine physischen und psychischen Grenzen gestoßen, konnte jedoch viele Menschen kennenlernen und die Belastung bei niedrigen Temperaturen antesten. Für regelmäßige OCR-Läufer dürfte das der Einstieg in die Hurricane Heat Serie sein. Mich hat es auf jeden Fall gepackt und der HH12 wird auf jeden Fall die nächste Stufe sein!